Ein Kind schreibt etwas mit einem Stift auf.
Beim Schulstart warten auf Eltern viele Kosten. © Marta Wave, Pexels
28.8.2024
Bildung

Von wegen gratis – der Schulstart ist richtig teuer!

Bildung,Einkaufen,Familie,Konsum

Eltern wissen es aus Erfahrung: Bildung ist zwar auf dem Papier kostenlos, in der Praxis gehen die Schulkosten allerdings oft richtig ins Geld. Wie viel ausgegeben wird, darüber verliert man leicht den Überblick – aber nicht die AK, die es mit der Schulkostenstudie genau wissen wollte.

In diesem Beitrag:

Wie viel kostet Schule eigentlich?

Ein Jahr lang haben über 2.500 Eltern mit 3.873 Kinder in ganz Österreich an der durch das Forschungsinstitut Foresight durchgeführten Dauerbefragung der Schulkostenstudie teilgenommen und alle mit der Schule verbundenen Kosten über das Schuljahr hinweg dokumentiert. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, lassen aber tief blicken. Demnach geben die befragten Eltern ganze 9 Prozent ihres Haushaltseinkommens für den Schulbesuch ihrer Kinder aus. Die Grafik zeigt die Schulkosten pro Schüler:in nach den Schultypen.


Das kommt dir zu viel vor? Uns auch! 

Eingerechnet wurden natürlich nicht nur Bücher und Stifte, sondern möglichst alle Kosten, die mit dem Schulbesuch einhergehen. Dazu gehören laufende Kosten wie sie in der folgenden Grafik dargestellt sind. Zudem wurden auch Fixkosten eingerichtet. Diese umfassen neben möglichen Kosten für Privatschulen und Internate auch kostenpflichtige Nachmittagskurse und die Kosten für Nachmittagsbetreuung sowie die Verpflegung. Auch die Kosten für die Ferienbetreuung wurden eingerechnet.


Der Schulstart ist besonders belastend

Hefte, Bücher, eine Schultasche oder ein Laptop: Zu Beginn des Schuljahres kommt besonders viel zusammen. Ganze 57 Prozent von 1.600 Eltern, die im Rahmen einer Zwischenbefragung der Schulkostenstudie zum letztjährigen Schulstart befragt wurden, gaben an, durch die Ausgaben zum Schulstart belastet zu sein. 

Mehr als jede dritte Familie macht Abstriche bei der Ausstattung ihrer Kinder und 5 Prozent der befragten Eltern können sich nicht alle notwendigen Anschaffungen für ihre Kinder leisten. Im untersten Einkommensdrittel der teilnehmenden Eltern ist mehr als jede zehnte Familie nicht in der Lage, ihre Kinder adäquat für den Schulstart auszustatten.

„So klappt es nicht mit dem von der Landesregierung versprochenen Chancenreichtum“, mahnt AK Präsident Bernhard Heinzle zu Recht.

Uff... schon wieder frei?!

Was die Kinder freut, ist für viele Eltern eine zeitliche und finanzielle Herausforderung. Gerade die Nachmittags- und Ferienbetreuung sind kostenintensiv in Österreich, wie die folgende Grafik zeigt. Eltern bezahlen für Nachmittagsbetreuung (wenn sie genutzt wird) im Schnitt 1.790 Euro jährlich. Noch einmal 447 Euro kommen für die Verpflegung hinzu. Für die Betreuung in den Ferien wird im Schnitt 379 Euro gezahlt. Schulgelder und Internatskosten sind besonders hoch, betreffen aber nur einen Bruchteil der Eltern.

Die AK Voralberg fordert schon lange den Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote zu einem günstigeren Preis. Umso enttäuschender ist es, dass der neue Versogungsauftrag für Gemeinden des Landes, der Volksschulkindern einen fixen Betreuungsplatz zusichern soll, nicht in den Ferien oder zu schulfreien Zeiten gilt.


Schulkosten als Hürde für die Bildungsgerechtigkeit

Fest steht: Umso mehr die Bildung privat finanziert werden muss, umso schlechter ist es um die Bildungsgerechtigkeit in Österreich bestellt. Die aktuelle Schulkostenstudie zeigt auch: Der Schulbesuch kostet richtig viel!
Gerade für uns in Voralberg sind das schlechte Nachrichten, denn wir haben den formal niedrigsten Bildungsstand in Österreich.

Wie ungerecht die Belastung verteilt ist, machen diese Zahlen deutlich: Das oberste Einkommensdrittel der Befragten aus ganz Österreich muss durchschnittlich 5 Prozent seines jährlichen Haushaltseinkommens für den Schulbesuch aufwenden, während es beim untersten Einkommensdrittel ganze 15 Prozent sind.  

Die folgende Grafik zeigt eindrucksvoll, wie viel größer die erwartete finazielle Belastung für Arbeiterfamilien im Vergleich zu Akademikerfamilien ist. Umso geringer der Abschluss, desto mehr Kosten werden von den Eltern zurecht erwartet.


In Österreich darf der Bildungsweg nicht länger eine finanzielle Entscheidung sein. Dafür braucht es neben der Senkung der Schulkosten endlich eine gemeinsame Schule in Vorarlberg, den Ausbau von ganztägigen Schulangeboten oder die Umsetzung des AK Chancenindex zur bedarfsgerechten Schulfinanzierung.

Das sind die Bildungs-Forderungen der AK Vorarlberg


Und wer hilft Eltern jetzt? 

Es gibt verschiedene Unterstüzungsinitiativen von Bund und Land insbesondere für Familien in finanziell angespannten Situationen. Auch viele private Organisationen wie die Caritas oder die Volkshilfe helfen. Einige Intiativen im Überblick:

Schulstartklar!:

Das Projekt wird EU-weit organisiert, das Geld stammt vom Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+). Mindestsicherungs- und Sozialbeihilfenbezieher:innen erhielten zwischen Mitte Juli und Mitte August einen Brief des Sozialministeriums, welcher diese Personen berechtigte, bei Abholstellen der Volkshilfe Solidarität einen Gutschein im Wert von 150 Euro abzuholen (einlösbar vom 5. August bis zum 12. Oktober 2024). In allen Libro- und Pagro-Diskont-Filialen in Österreich kann damit Material für den Schulstart der Kinder erworben werden.

Förderung der Kosten für die Teilnahme an einer Schulveranstaltung, organisiert vom Land Vorarlberg:

Gefördert werden die Kosten für die Teilnahme an einer mindestens viertägigen Schulveranstaltung. Die Gesamtkosten müssen dabei mindestens 75 Euro betragen, maximal 180 Euro werden gefördert, je nach den Kosten und Förderbedarf. 

Schulstartaktion der Volkshilfe Vorarlberg:

Armutsgefährdete Familien mit Kindern unter 18 Jahren können bei der Volkshilfe einen Antrag auf finanzielle Unterstützung stellen. Relevant dabei ist, dass alle Einkommensnachweise eingereicht werden müssen und der erwünschte Betrag selbstständig eingetragen werden kann. Der Zeitrahmen, in dem Anträge eingereicht werden können, reicht vom 5. August bis zum 13. September 2024. Die Volkshilfe entscheidet dann nach Prüfung, ob der Betrag angemessen ist oder ob etwaige Kürzungen zu veranlassen sind. 

Schulstartunterstützung der Caritas Vorarlberg:

Die Caritas bietet grundsätzlich kostenlose Lernhilfen für Kinder an und sammelt Sach- und Geldspenden, die an bedürftige Eltern bzw. deren Kinder abgegeben werden. 

Schulbeihilfe des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung:

Schulbeihilfe ist für Schüler:innen – bzw. deren Erziehungsberechtigte – dann beantragbar, wenn die Schüler:innen mindestens in der 10. Schulstufe und bedürftig sind. Ob eine Person Anspruch auf diesen Zuschuss hat, kann online in einem Rechner überprüft werden. Grundsätzlich beträgt die Höhe der Beihilfe 1.608 Euro pro Jahr, Möglichkeiten zur Erhöhung sind aber gegeben, etwa wenn der:die Schüler:in selbst unterhaltspflichtig oder verheiratet ist. 

Heimbeihilfe des Ministeriums für Wissenschaft, Bildung und Forschung:

Heimbeihilfe ist für Schüler:innen – bzw. deren Erziehungsberechtigte – dann beantragbar, wenn die Schüler:innen mindestens in der 9. Schulstufe und bedürftig sind und eine Einrichtung besuchen, die so weit vom Wohnort entfernt ist, dass eine tägliche Reise nicht zumutbar ist. Die Förderung beträgt 1.964 Euro und kann unter Umständen – bspw. bei Unterhaltspflichten oder Heirat – erhöht werden. Mit der Heimbeihilfe gekoppelt ist auch die Fahrtkostenbeihilfe, welche jährlich 150 Euro beträgt und dafür gedacht ist, dass die Kinder in den Schüler- bzw. Studierendenheimen regelmäßig die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten besuchen können. 

Schülerfreifahrten Vorarlberg:

Schüler:innen können gegen einen Selbstbehalt von 19,60 Euro ein Jahr lang gratis mit Bus und Bahn in ganz Vorarlberg reisen. Voraussetzungen dafür sind das Beziehen von Familienbeihilfe und die Nicht-Erreichung des 25. Lebensjahres. V-Mobil bietet Schüler:innen, die nicht Familienbeihilfe beziehen, zusätzlich eine Jahreskarte für die Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel in Vorarlberg um 99 Euro an.

Newsletter abonnieren

Hol dir den AK Newsletter in die Inbox, jeden Montag neu.


DAS KÖNNTE dich AUCH INTERESSIEREN

Coach David ist beeindruckt vom Computerspiel, das Leopold programmiert hat.
21.07.2023

Bildung

Summer Coding Camp: Die IT-Profis von morgen

Früh übt sich: Am Digital Campus der AK Vorarlberg lernen bereits Kinder und Jugendliche, eigene Websites und Apps zu programmieren.

Arlbergpass bei Stuben
6. Dezember 2021

Bildung

5 Gründe, warum sich die FastLane lohnt

Wer beruflich schnell vorwärtskommen will, wechselt auf die FastLane – die Bildungsplattform, die alle Weiterbildungsangebote und Bildungsförderungen in Vorarlberg vereint. Ein kostenloser Service der AK Vorarlberg. Warum es sich lohnt, auf die FastLane zu wechseln? Hier sind fünf gute Gründe.

Wenn Schulanfänger:innen komplett neu ausgestattet werden müssen, kann das schnell teuer werden.
28.08.2023

Bildung

6 Tipps fürs Sparen beim Schulstart

Der Schulstart steht vor der Tür – und damit auch der Einkauf der Schulsachen. Während sich viele Schüler:innen schon auf das neue Schuljahr freuen, denken viele Eltern mit Sorge an die bevorstehenden Ausgaben. Denn auch Stifte & Co. werden teurer, heuer im Schnitt um etwa acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die AK gibt Tipps, wie man sparen kann.

AK Vorarlberg Service

Nützliche Links

Wissenswertes auf Mausklick.  Das könnte dich auch interessieren:

Newsletter

AK für die Inbox, jeden Montag neu.

Stark für dich

Als AK-Mitglied profitierst du von Service zu Arbeit, Bildung und Konsum.