Collage aus Snowboard-Trick in der Luft und handwerklicher Arbeit auf einem Segelboot – Porträt eines Mannes, der vom Extremsportler zum Bootsbauer wurde und heute Segelboote mit Leidenschaft und Präzision fertigt.
Die Liebe zu den Wellen begleitet Marc Iser schon ein Leben lang – einst auf dem Snowboard, heute auf dem Segelboot. © Patricia Keckeis / Privat
22.09.2025
Arbeit

Marc Iser: Vom Snowboard zum Segelboot

Arbeit,Gesellschaft,Portrait,Schaffarei,Vorarlberg

Einen klaren Plan von der ­großen Karriere hatte Marc Iser nie. Trotzdem hat er es gleich zweimal geschafft, seine ­Leidenschaft zum ­Beruf ­zu ­machen. ­Entscheidend dafür war nicht zuletzt der mutige Schritt, mit Anfang vierzig noch einmal eine Lehre zu ­machen.

Ursprünglich ist Marc Iser gelernter Werkzeugmacher. Ein ehrenwerter Beruf, wie er sagt. Nach seiner Gesellenprüfung 1991 arbeitet er allerdings nur ein paar Tage, dann ruft die Wehrpflicht. Während auf dem Kasernenplatz »Habt Acht« gilt, heißt es in der Freizeit »Hang loose«: Skateboards und Snowboards sind für den damals 18-jährigen Marc die ­Bretter, die die Welt bedeuten. Die Szene ist noch überschaubar und Marc hat sogar einen Sponsor: Dieter ­Schneider von Hotshop. Er ist es auch, der Marc nach dem Bundes­heer zu sich in den Verkauf holt – und ihm damit die Chance gibt, sein ­Hobby zum Beruf zu machen. Schon ­wenig später jedoch stirbt sein Mentor und Marc Iser und sein Kumpel Tobi Bechtold übernehmen das Geschäft – ohne Plan, wie Marc heute sagt, aber voll motiviert. »Das war eine Zeit, da musste man kein Manager sein. Da musstest du einen Bezug zum Boardsport haben. Wir haben das gelebt. Und wir konnten gut mit den Leuten«, erzählt er. 

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Volcom to Europe

Nebenher gründen Marc und Tobi zusammen eine Handelsagentur und bauen den Europa-Vertrieb für die junge Marke Volcom mit auf. Die Szene explodiert, Volcom braucht einen größeren Vertrieb – und Marc soll ihn leiten. Die Agentur wird verkauft, Tobi übernimmt Marcs Anteile an Hotshop und Marc geht als Vertriebsleiter nach Stuttgart. Es läuft gut. So gut, dass auch andere Wind davon bekommen. Bald erhält Marc ein Angebot, das er nicht mehr ablehnen kann: Er wechselt als Brandmanager zu Quicksilver nach ­München. »Das war eine coole Zeit«, sagt Marc heute. Mittleres Management ­bedeutet damals maximalen Spaß: feiern, fliegen, Verträge abschließen – so in etwa sieht sein Alltag aus.

Die Party ist vorbei

Doch das ändert sich rasch. Auch Quicksilver wächst schnell, hat 60 Shops alleine in Deutschland – und Marc die Verantwortung für ein 60-köpfiges Team. Bis morgens um sechs Uhr Party machen und um acht wieder am Messestand stehen? Fehlanzeige. Die Branche ist erwachsen geworden. Dazu kommt der ­Onlinehandel, der immer stärker wird. Der Druck steigt und Marc merkt, dass er nicht mehr hinter dem stehen kann, was notwendig wäre, um mitzuhalten. Eine geplante Umstrukturierung kommt ihm da sehr ­gelegen. Er steigt aus und macht erst ­einmal ein halbes Jahr Pause, verbringt den Sommer mit seiner Tochter auf dem See.

»Würde ich heute noch einmal anfangen, würde ich vermutlich gleich Bootsbauer lernen.«

Marc Iser

Snowboarder und Segelbootbauer

Vor einigen Jahren schon hat das Segeln das Skateboarden und Snowboardfahren aus Marcs Freizeitwelt verdrängt. Segelboote faszinieren ihn, und eine vage Idee nimmt ­konkrete Formen an: Der neue Job soll etwas mit Booten zu tun ­haben. »Und weil ich nicht mehr ­verkaufen wollte, musste ich sie eben ­bauen«, erzählt er lapidar. Auf allgemeines Anraten trifft er sich mit Markus Bilgeri. Und so ergibt es sich, dass der damals 40-Jährige zwei Mittagessen später in Bilgeris Yachtwerft in Hard eine Lehrstelle als Bootsbauer hat.

Die zweite Karriere kommt in Fahrt

Der Job gibt Marc von Anfang an viel Bestätigung. Zu sehen, was man an einem Tag geschafft hat, macht zufrieden. Außerdem mag er die Vielseitigkeit an seinem neuen Beruf: Er arbeitet mit verschiedenen Materialien, ist heute Maler, morgen Elektriker. Kaum ein Tag vergeht, an dem er dasselbe macht wie am Tag ­davor. »Würde ich heute noch einmal anfangen, würde ich vermutlich gleich Bootsbauer lernen. Es gibt nicht viele schönere Berufe – und ich habe doch schon einiges gesehen«, sagt er rück­blickend.


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Kurswechsel nach sieben Jahren

Zu Beginn habe er es genossen, null Verantwortung zu haben, erinnert sich Marc. Doch ganz hinter sich lassen kann er den Manager in sich nicht. Also gründet der heute 51-Jährige nach sieben Jahren als Angestellter der Bilgeri-Yachtwerft zusammen mit David Kammerer einen Yachtservice am Bodensee. Marc fängt in einer Garage an, einmal mehr ohne großartigen Plan, wie er erzählt, und hat gleich »so viel Arbeit wie überhaupt noch nie«. Aber auch das sei okay, denn er könne gar nicht zu viel Zeit am Boot verbringen. 

Inzwischen sind fünf Jahre vergangen. Der Yachtservice hat sich gut etabliert und ist gewachsen. »Wir sind jetzt vier Mitarbeitende, und wir konnten kürzlich eine Winterlagerhalle und ein großes Freilager pachten.« Der einzige Wermutstropfen: Je größer der Betrieb wird, desto öfter ist Marc wieder Manager. Seine Leidenschaft fürs Segeln kommt jedoch trotzdem nicht zu kurz: »Zusammen mit einem Kollegen habe ich ein Segelboot in der Adria gekauft. Das überstellen wir Anfang 2026 nach Griechenland und ich verbringe wie letztes Jahr den Winter auf dem Wasser.« Sieht ganz so aus, als würde der Kurs stimmen.

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