Xenia Danner, Güleser Sengül und Benedikt Furxer engagieren sich im Jugendvertrauensrat.
Xenia Danner, Güleser Sengül und Benedikt Furxer engagieren sich im Jugendvertrauensrat. © Thomas Matt
15. Juli 2021
Arbeit

Sich für andere einsetzen: Drei Jugendvertrauensrät:innen im Porträt

Betriebsrat,Mitbestimmung,Solidarität

Auch Lehrlinge haben Ihre gewählte Vertretung: In Vorarlberg kümmern sich derzeit 127 junge Frauen und Männer als Jugendvertrauensrät:innen um ihre Anliegen. Bei der Gewerkschaft erhalten sie das nötige Rüstzeug.

Inhaltsverzeichnis

Die GPA hat eine Handvoll im Juni eine Woche lang in St. Arbogast im öffentlichen Auftreten und Argumentieren geschult. Was motiviert junge Menschen, sich zusätzlich zu ihrer eigenen Ausbildung auch noch um betriebsrätliche Tätigkeiten zu kümmern?

Jugendvertrauensrätin Xenia Danner
© Thomas Matt
Xenia Danner: Die Quirlige

  • Alter: 17 Jahre
  • Wohnort: Höchst
  • Lehrberuf: Konstrukteurin im dritten Lehrjahr
  • Unternehmen: Blum

Xenia Danner (aus dem gleichnamigen legendären Café im Dornbirner Hatlerdorf) hat im Gymnasium Schoren die Unterstufe und noch ein Jahr lang die Oberstufe besucht und dann ganz pragmatisch umgesattelt: „Als Lehrling hast Du Geld auf der Seite, das ist auch kein Schaden.“ Dass sie die Matura eines Tages nachholen wird, schließt sie nicht aus. 

Für andere die Stimme erheben, das war ihr immer wichtig. Xenia setzte sich schon in der Schule als Unterstufensprecherin ein. Als beim Blum im ersten Lehrjahr der Jugendvertrauensrat neu gewählt wurde, war sie „auf jeden Fall“ mit dabei. Seither vertritt sie Lehrlinge bei der Ausbildungsleitung, wenn sie Sorgen haben. „Ein großes Thema war die Kleidung.“ Die Lehrlinge wollten feinere T-Shirts und sich die Arbeitshosen lieber flexibler aussuchen. „Wir organisieren Events wie einen Paintball-Nachmittag und das Eishockeymatch „Ausbilder gegen Lehrlinge“. 

Was hat sie beim einwöchigen Seminar der GPA in St. Arbogast gelernt? „Wie man gut kommuniziert und rhetorisch besser aufgestellt ist.“ Nicht, dass sie das nötig hätte, aber aus dem Gymnasium hat sie dafür wenig mitgenommen. 

Schon abonniert?

Hol dir den AK-Newsletter in die Inbox, jeden Montag neu.

Jugendvertrauensrätin Güleser Sengül
© Thomas Matt
Güleser Sengül: Die G'standene

  • Alter: 20 Jahre
  • Wohnort: Außerbraz
  • Lehrberuf: Maschinenbautechnikerin 
  • Unternehmen: Getzner Textil 

Ist das nicht immer noch ein männerdominierter Beruf? „Wir sind fünf Frauen im Maschinenbau“, entgegnet Güleser Sengül, die sich auch seit 2019 als Jugendvertrauensrätin für die Anliegen der rund 40 Lehrlinge bei Getzner Textil einsetzt. In Zeiten der Pandemie kein leichter Job. Durch Homeoffice haben sich auch die Lehrlinge viel seltener gesehen. 

Warum sie wohl ihr Vorgänger gefragt hat, ob sie in seine Fußstapfen treten möchte? „Weil ich mit den Jugendlichen gut zurande komme“, sagt Güleser ganz bestimmt, „meistens hören sie auf mich.“ 

Ihre selbstbewusste Art kam ihr schon oft zugute. In ihrem Beruf muss sie noch immer kämpfen, damit die Männer sie ernst nehmen. „Ich muss zum Beispiel bewiesen, dass ich Motor und Getriebe ohne fremde Hilfe herausheben kann.“ Es gab Zeiten, da hat sie das ganz schön genervt. „Was denken die eigentlich, was ich bin?“, fuhr es ihr dann durch den Kopf. Heute antwortet sie kühl: „Wenn ich Hilfe brauche, dann sag ich’s schon.“ Güleser ist seit ihrem 13. Lebensjahr Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Wenn sie heute Lehrlinge zum Konfliktgespräch mit ihren Ausbildern begleitet, fühlen sie sich zurecht gut aufgehoben bei ihr.


Jugendvertrauensrat Benedikt Furxer
© Thomas Matt
Benedikt Furxer: Der Bedächtige

  • Alter: 20 Jahre 
  • Wohnort: Batschuns
  • Lehrberuf: Werkzeugbautechniker, drittes Lehrjahr
  • Unternehmen: Hirschmann

Eigentlich hätte alles anders laufen sollen. Die Furxers haben einen Bauernhof: Neun Milchkühe nebst Zucht. Benedikts Weg schien vorgezeichnet. Er besuchte die Landwirtschaftsschule in Hohenems. Dort hat er gelernt, „wie man einen Betrieb in der heutigen Zeit führen muss. Du brauchst eine bestimmte  Größe, die können wir nicht erfüllen.“ Benedikt Furxer schloss die Schule ab. Aber den Bauernhof übernimmt er nicht. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat er sich einem technischen Beruf zugewandt.

Seit Oktober 2019 ist er Jugendvertrauensrat. Furxer fiel schon bei der Vorstellung und während der Kennenlerntage als guter Redner auf. Schritt für Schritt ist er in die neue Funktion eingetaucht. Schließlich geht es um die Anliegen von etwa 90 Lehrlingen. Wenn die  Zusammenarbeit zwischen Lehrling und Ausbilder schwierig wird, „bin ich da als Brückenbauer“. Benedikt kann gut zuhören. „Ich brauche vielleicht manchmal länger zum Überlegen. Aber ich muss aus meinem eigenen Gefühl heraus Wege finden, um die Probleme aus der Welt zu schaffen.“

Ob ihn sein beruflicher Werdegang wie gewünscht in die Instandhaltung führen wird, das wird sich im September entscheiden. 


Du willst einen Betriebs- oder Jugendvertrauensrat gründen?

Von der Vorbereitung und Durchführung der Betriebsratswahl bis zur Konstituierung des Betriebsrats. Die AK Vorarlberg unterstützt dich Schritt für Schritt.

Betriebsrat gründen

DAS KÖNNTE dich AUCH INTERESSIEREN

Schaffarei: Gemeinsam Arbeit neu denken in Feldkirch.
25. Mai 2021

Arbeit

Schaffarei: Das neue Haus für Arbeitskultur

In Vorarlberg gibt es jetzt ein „Haus für Arbeitskultur“ – die Schaffarei. Mitten im Zentrum von Feldkirch hat die AK Vorarlberg das legendäre ehemalige Jugendzentrum „Graf Hugo“ zum Schaffarei-Haus umgebaut. 

Menstruation am Arbeitsplatz ist noch immer ein großes Tabuthema.
21. April 2021

Arbeit

Menstruation und Arbeit

Die Diskussion um die Pinky Gloves zeigt: Viele wünschen sich eine Enttabuisierung der Menstruation. Das gilt auch für den Arbeitsplatz. Ein offener Umgang mit dem Thema Periode hätte für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen Vorteile.

Betriebsversammlung bei der Schoeller Spinning Group in Hard
21. April 2021

Arbeit

Wozu brauchen wir Betriebsräte?

Betriebsratsarbeit, das hat die Pandemie gezeigt, ist notwendiger denn je. Betriebsrät*innen sind die starke Stimme der Arbeitnehmer*innen, um Arbeitsbedingungen zu verbessern. Doch das ist noch nicht alles. Was ein Betriebsrat alles für dich tun kann und wie du selbst einen gründest, erfährst du hier.

AK Bildungsgutschein
Thomas

Thomas Matt

Anfrage senden

NÜTZLICHE LINKS

Wissenswertes auf Mausklick.  Dies könnte dich auch interessieren:

Angebote für Betriebsräte

Jetzt gründen!

Du willst einen Betriebsrat gründen? Wir führen dich da durch.

Stark für dich

Als AK-Mitglied profitierst du von Service zu Arbeit, Bildung und Konsum.