Weihnachtsbaum
© AK Vorarlberg
19.12.2024
Arbeit

Sie arbeiten an Weihnachten, damit andere in Ruhe feiern können

Arbeitsklima,Arbeitskultur,Solidarität

Damit die einen feiern, gehen die anderen in Dienst: Die AK hat Menschen besucht, die am 24. Dezember arbeiten. Denn Krankenhäuser, die Polizei, der Bahnverkehr – all das muss weiter laufen. Und doch ist die Heilige Nacht auch am Arbeitsplatz etwas ganz besonderes.

Noch die allerletzten Einkäufe gefällig? Da halten gar nicht wenige Geschäfte am 24. Dezember weit über 13 Uhr hinaus die Tore offen und sollten ihren Angestellten dafür zumindest Überstunden zahlen. Während die langdienenden Verkäufer:innen gegen 17 Uhr nachhause eilen, um ihren eigenen Heiligabend nebst Bescherung noch rasch in Szene zu setzen, machen sich andere für eine arbeitsreiche Nacht bereit. Wir haben ein paar von ihnen besucht.

Quick-Links

Arbeiten in der Weihnachtszeit

Das "Arbeiten in der Weihnachtszeit" ist für Handelsangestellte genau geregelt, es gelten einige Sonderbestimmungen.


Viktoria Holzer staunt noch heute darüber, wie die Patient:innen, die über Weihnachten im Krankenhaus bleiben müssen, das hinnehmen.
Viktoria Holzer staunt noch heute darüber, wie die Patient:innen, die über Weihnachten im Krankenhaus bleiben müssen, das hinnehmen. © Thomas Matt, AK Vorarlberg

Eine ganz besondere Magie

Viktoria Dolzer (30) aus Bürserberg arbeitet als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege und akademische Wundmanagerin im achten Jahr am Landeskrankenhaus Bludenz. Ihre „Homebase“ ist die Interne II mit Schwerpunkt Onkologie.

Am 24. Dezember wird sie von 06:30 bis 19:30 und am 25. Dezember von 06:30 bis 11 Uhr Patient:innen betreuen. In die Liste, die seit November ausliegt, hat sie sich frühzeitig für diese Dienste eingetragen. „Lieber habe ich an Silvester frei“, sagt sie und denkt dabei nicht an ein rauschendes Fest, sondern an die Besuche bei ihrer Oma am Neujahrstag. „Sie ist 2021 verstorben.“ Bis dahin zählte das „Neujöhrla“ zu den lieb gewonnenen Ritualen der Familie, auch wenn der Eierlikör den Nachwehen der Silvesternacht nicht eben zu Hilfe kam. Heute ist der erste Tag im Jahr für Viktoria Dolzer „der Tag geworden, an dem ich einfach daheim bin und den ich mit Leuten, die ich gerne mag, verbringe. Jetzt eben mit meiner Mama und Schwiegermama.“

Und Weihnachten im Spital? „Das hat eine ganz besondere Magie.“ Jahre hindurch hat sie am 25. und 26. Dezember auch Nachtdienst übernommen. Sie staunt noch heute darüber, wie die Patient:innen, die über Weihnachten im Krankenhaus bleiben müssen, das hinnehmen. Viktoria schaut schon am Morgen in dankbare Gesichter, „wenn ich ins Zimmer komme und frohe Weihnachten wünsche“. Die Patient:innen erhalten eine Weihnachtskarte vom Pflegepersonal, vor dem 24. Dezember kommt die Eisenbahnermusik und spielt im Gang. Auch Kekse dürfen nicht fehlen, sofern es die Verfassung der Patient:innen zulässt. Viktoria setzt auch ganz persönliche Zeichen, die bei den Patient:innen ein Lächeln ins Gesicht zaubern: Dann ragt  ein fröhliches Rentiergeweih aus ihren Haaren oder kleine bunte Päckchen haben sich in ihren Dutt verirrt. „Wir dankbar die Menschen sind“, sagt Viktoria und denkt daran, wie dankbar sie an Heiligabend in ihre eigene Familie zurückkehrt.

Ferhad würde für christliche Eltern einspringen, als Sunnit feiert er Weihnachten nicht.
Ferhad würde für christliche Eltern einspringen, als Sunnit feiert er Weihnachten nicht. © Thomas Matt, AK Vorarlberg

"Die meisten sind sehr nett"

Ferhad Suna (26) arbeitet seit März 2024 am Feldkircher Bahnhof im Dienst der ÖBB als Reiseberater. Am 24. Dezember wird er bis 16:30 Uhr Fahrgästen „den rechten Weg weisen“, bis 17:30 Uhr hat der Informationsservice geöffnet. „Ich bin eingeteilt worden“, sagt er. Aber Ferhad hätte sich auch für eine Kollegin oder einen Kollegen freiwillig gemeldet, wenn jemand die Stunden vor Heiligabend noch mit Besorgungen oder daheim hätte nutzen wollen. Er selber ist Sunnit und feiert Weihnachten als Moslem nicht. Draußen quert lautstark eine Reisegruppe die Ankunftshalle. Der Fernzug nach Wien fährt ab. Ist die bahnreisende Kundschaft eigentlich anders im Advent? „Nein“, Ferhad schüttelt den Kopf, „die allermeisten Menschen sind sehr nett.“ Nur ab und zu stehen Leute vor ihm, die sich nicht zu benehmen wissen.“

Die Nachtdienste an Heiligabend verlaufen „im Großen und Ganzen ruhig“, sagt Inspektor Mario Ebner.
Die Nachtdienste an Heiligabend verlaufen „im Großen und Ganzen ruhig“, sagt Inspektor Mario Ebner.. © Thoams Matt, AK Vorarlberg

Gemeinsam kochen auf der Dienststelle

Inspektor Mario Ebner (39) ist in Klagenfurt aufgewachsen und arbeitet seit Dezember 2019 für die Vorarlberger Polizei. Bereut hat er den Umzug nicht. „Das war die beste Entscheidung.“ In Vorarlberg nahmen sie ihn mit Handkuss: „Wenn es in Vorarlberg 80 Bewerber gibt, dann sind es in Kärnten 800.“ Am Frastanzer Polizeiposten dient er seit vier Jahren. Vom 24 auf den 25. Dezember versieht er mit einem Kollegen zusammen Nachtdienst. „Meine drei Kinder leben mit meiner geschiedenen Frau in Kärnten.“ Ebner wird sie am 26. Dezember sehen. Wie alt sie sind? Da braucht er nicht nachzudenken, sondern nur in den Spiegel schauen. Der Papa hat sich die Geburtsdaten seiner drei einfach auf die Brust tätowieren lassen: 8, 10 und 18 Jahre sind sie alt

»Ich wünsche mir einfach eine schöne Zeit, das heißt Zusammensein mit Freunden und  meiner Familie.«

Mario Ebner

Inspektor

Die Nachtdienste an Heiligabend verlaufen „im Großen und Ganzen ruhig“. Ebner liebt es, wenn er in der Dämmerung draußen noch Familien spazieren sieht und die Kinder hereinwinken. Gemeinsam mit seinem Kollegen wird er an diesem Abend in der Dienstküche am Herd stehen, ob es Raclette oder Fondue gibt, ist noch nicht entschieden. Mehr Arbeit fällt für die Polizei am 26. Dezember und danach an, „dann beginnt der Umtauschstress, alle sind ungeduldig, dann gibt es da und dort Streitereien“. Zu diesem Zeitpunkt ist Ebner bereits in Kärnten und dann kommt das Christkind eben noch einmal, und die Geschenke legt es unter einen ganz traditionellen Baum, mit Strohsternen und echten Kerzen. Hat er auch einen Wunsch zu Weihnachten? „Einfach eine schöne Zeit“ wünscht der Inspektor, und das bedeutet für ihn „mit Familie und Freunden zusammen sein.

Hospizbegleiterin Margit Müller-Bischof verbringt die Weihnacht in Bereitschaft. Für sie ist die Begleitung Sterbender ein Geschenk.
Hospizbegleiterin Margit Müller-Bischof verbringt die Weihnacht in Bereitschaft. Für sie ist die Begleitung Sterbender ein Geschenk. © Thomas Matt, AK Vorarlberg

Eine heilige Zeit

Ganz leise zieht Margit Müller-Bischof (73) die Zimmertür ins Schloss und dreht sich mit strahlenden Augen um: Seit 30 Jahren begleitet sie für die Hospiz Menschen auf ihrem letzten Weg. Vom 24. bis 27. Dezember wird die Bereitschaftsdienst haben. Wenn Patient:innen unruhig sind, wenn Angehörige auch einmal ein paar Stunden Pause brauchen, dann bietet Margit Müller-Bischof ihre Hilfe an. „Ich stelle mich vor und frage: Darf ich dableiben? Wäre das recht?“ Patient:innen und Angehörige nehmen das gerne an. Und was tut sie dann? „Ich sitze daneben, bin einfach da.“

Pflegerische Handlungen dürfen Hospizbegleiter:innen nicht verrichten. Sie helfen auf andere Weise: „Ich gebe mir Mühe, den Patienten dort abzuholen, wo er gerade ist.“ Sehr aufmerksam geht Müller-Bischof zu Werke, sehr achtsam. Möchte der Mensch eine Berührung oder keine? Vieles klärt sich nonverbal. „Wenn ich ein Engele oder einen Rosenkranz sehe, biete ich den Sterbenden an, still zu beten oder ein Lied zu summen.“ Dann kann es schon passieren, dass Demente auf einmal mitsingen, „es ist unglaublich“. Margit Müller-Bischof empfindet die wunderbare Stille, wenn Patient:innen ruhig werden, „als großes Geschenk“. Für sie ist das „eine heilige Zeit“, und ihr Hospizdienst „ist Bestandteil der Weihnacht“.


Weihnachten 2023 hat Summer noch gut in Erinnerung: „Da war so viel los, dass wir uns, glaub ich, erst um 23 Uhr zum ersten Mal hinsetzen konnten.“
Weihnachten 2023 hat Summer noch gut in Erinnerung: „Da war so viel los, dass wir uns, glaub ich, erst um 23 Uhr zum ersten Mal hinsetzen konnten.“ © Thomas Matt, AK Vorarlberg

Immer viel zu tun

Auf der Intensivstation des Landeskrankenhauses Feldkirch herrscht Hochbetrieb. Dennoch findet Dr. Patrick Summe noch Zeit für ein kurzes Interview. Er ist Facharzt Innere Medizin und derzeit in Ausbildung zum Facharzt für Internistische Intensivmedizin. Am LKH Bludenz wird er heuer den 24. Dezember verbringen, genau genommen die Zeit von 07:40 Uhr bis 08:00 Uhr am Folgetag. „Ich habe zwar eine Partnerin, aber keine Kinder“, deshalb ist das für ihn ganz in Ordnung, wenn junge Eltern den Heiligabend mit ihren Kindern daheim verbringen wollen. „In Bludenz sind wir derzeit ziemlich gut ausgelastet.“

Auch wenn sie sich im Krankenhaus bemühen, so viele Patient:innen wie möglich nachhause zu entlassen, muss in der Regel doch etwa die Hälfte den Heiligabend im Spital verbringen. „Da sind viele wirklich traurig.“ Das Personal hält nach Kräften dagegen: „Die Pflege hat die ganze Station dekoriert“, sagt Summer. Das Team wird, wenn es die Zeit erlaubt, am 24. Dezember auch abends kochen. „Viele wichteln.“ Und doch: Vergangenes Jahr etwa „war extrem viel los“, erinnert sich Summer. „ich glaube, wir haben uns um 23 Uhr das erste Mal hinsitzen können.“ Patient:innen und Angehörige sind emotional belasteter in dieser Nacht. Auch treten soziale Probleme stärker zutage. Die Rettung ist oft mit Blaulicht im Einsatz, und gar nicht selten entdecken sie prekäre Verhältnisse, wenn sie Patient:innen zuhause abholen, die schon sehr lange niemand mehr besucht hat. Dann wird die Weihnacht zu einem Augenblick der Wahrheit.

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