Soziales
Politische Inhalte freigeben – so geht‘s!
Adam Mosseri, Geschäftsführer von Instagram, hat angekündigt, dass politische Inhalte auf der Plattform weniger oder gar nicht mehr angezeigt werden, sofern man dem Account nicht folgt.
In diesem Beitrag:
Nikola, wofür steht „StoP“?
Nikola Furtenbach: Die Abkürzung „StoP“ steht für „Stadtteile ohne Partnergewalt“. Dabei handelt es sich um ein Gewaltpräventionsprojekt des ifs. Das „StoP“-Konzept wurde 2006 in Deutschland entwickelt, 2019 kam es nach Österreich. Zunächst gab es „StoP“ nur in Wien, mittlerweile ist das Projekt in allen Bundesländern vertreten und hat insgesamt 30 Standorte. In Vorarlberg sind es vier: Bregenz, Lustenau, Hohenems und Feldkirch.
Was ist das Ziel von „StoP“?
Nikola Furtenbach: „StoP“ verfolgt das Ziel, sowohl von Partnergewalt betroffene Menschen als auch deren Umfeld zu unterstützen und zu stärken, damit häusliche Gewalt nicht mehr verschwiegen oder ignoriert wird. Unser Anliegen ist es, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Wir ermutigen Menschen aus dem Umfeld von Gewaltbetroffenen, achtsamer zu sein und besser hinzuschauen. Zudem vermitteln wir Wissen, wie bei einem Verdacht auf Gewalt gehandelt werden kann. Uns ist es wichtig, dass sich Gewaltbetroffene nicht mehr aus Angst und Scham verstecken. Nicht die Opfer müssen sich schämen, sondern die Täter.
Wie groß ist das Problem häuslicher Gewalt?
Nikola Furtenbach: Sehr groß – denn jeder Fall ist einer zu viel. Außerdem tritt häusliche Gewalt häufiger auf, als viele denken: Zahlen der Statistik Austria zufolge hat in Österreich jede dritte Frau ab 15 Jahren bereits körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Aber nur ein Bruchteil von ihnen spricht darüber.
Und „StoP“ will dieses Tabu brechen?
Nikola Furtenbach: Genau. Das Projekt fordert das soziale Umfeld auf, hinzuschauen, hinzuhören und im Ernstfall eben aktiv zu werden.
Dafür habt ihr die Plakatkampagne entwickelt.
Nikola Furtenbach: Richtig. Auf den Plakaten sprechen sich Menschen aus dem ganzen Land, auch Prominente, gegen Gewalt in Beziehungen aus. Solche „Role Models“ sind wichtig, sie zeigen den Betroffenen, dass sie gesehen und unterstützt werden. Die Plakate sollen wachrütteln. Deshalb stellen wir sie nicht im Museum, sondern im öffentlichen Raum auf. Dort, wo betroffene Menschen oder Angehörige ihnen begegnen und zum Hinschauen und Helfen animiert werden. Die Plakate waren etwa schon im Landeskrankenhaus Feldkirch (zusehen). Eine Ausstellung in einem Einkaufszentrum wäre auch super, das hätte eine große Wirkung. Wir sind übrigens offen für Vorschläge oder Angebote. Wenn eine Einrichtung die Plakate bei sich aufstellen möchte, kann sie sich gern bei uns melden!
Die Plakatkampagne ist aber nicht eure einzige Aktion: Was hat es mit dem „Stricken gegen Gewalt“ auf sich?
Nikola Furtenbach: Das „Stricken gegen Gewalt“ findet am 25. Mai im Rahmen des Feldkircher Wochenmarkts statt. Dabei sind alle, die ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Kindern setzen wollen, aufgerufen, mit uns ein nicht nur sprichwörtliches Netz gegen Gewalt zu stricken. Willkommen sind nicht nur Einzelpersonen, auch größere Gruppen können einfach vorbeikommen. Vereine und Firmen können sich auch gern bei uns melden, dann veröffentlichen wir sie auf unserer Homepage als Unterstützer. Bisher haben sich etwa bereits die Aquamühle, die Sparkasse, der ÖGB, die Stadt und die Pfarre Feldkirch sowie die AK Vorarlberg angemeldet – auch AK Präsident Bernhard Heinzle wird mitstricken.
Und wenn man gar nicht stricken kann?
Nikola Furtenbach: Das ist gar kein Problem! Strickkenntnisse sind nicht nötig: Mehrere Personen aus dem Organisationsteam machen vor wie es geht und stehen für Fragen und Probleme bereit. Nadeln braucht es übrigens auch nicht, denn wir stricken einfach mit den Fingern. Wie bei einer Strickliesel entsteht dann eine lange Stoffwurst. Diese vielen einzelnen Stoffwürste der Teilnehmer:innen werden anschließend miteinander verwoben. So entsteht ein großes Netz gegen Gewalt.
Eine wirklich außergewöhnliche Aktion – wie seid ihr denn auf die Idee dazu gekommen?
Nikola Furtenbach: Angefangen hat alles mit einem Team-Foto, das wir in der Feldkircher Innenstadt machen wollten. Damit das Bild etwas spannender und ein Hingucker würde, hatten wir entschieden, dass wir alle dabei stricken. Das hat dann aber so viele vorbeigehende Leute dazu veranlasst, zu uns zu kommen und uns zu fragen, was wir da tun, dass wir gar nicht zum Fotografieren gekommen sind. So viel Aufmerksamkeit für so wenig Einsatz? Das mussten wir natürlich nutzen!
Und zu guter Letzt macht ihr auch noch Theater.
Nikola Furtenbach: Stimmt, unser Theaterstück „Die Zelle“. Das spielt in einer leeren Wohnung, die Zuschauer:innen beobachten die Hauptfigur Franziska dabei, wie sie diese leerräumt. Während sie verschiedene Gegenstände einpackt, lässt sie ihre Vergangenheit Revue passieren – und so kommen einige schmerzliche Erinnerungen hoch, die bis heute ihre Auswirkungen haben. Im Anschluss an das Stück findet auch eine Diskussion zum Thema statt. Die nächsten Aufführungen sind am am 04. Juni in Hohenems, am 07. Juni in Lustenau, am 08. Juni in Feldkirch und am 09. Juni in Bregenz.
Wenn man häusliche Gewalt im eigenen Umfeld vermutet: Woran erkennt man sie?
Nikola Furtenbach: Partnergewalt zeigt sich nicht immer ganz unmissverständlich – und oft bekommen andere nur einen Bruchteil mit, die Spitze des Eisbergs sozusagen. Aber es gibt ein paar Anzeichen, auf die man achten kann: Hörst du aus der Nachbarwohnung immer öfter laute Geräusche, Schreie, oder zugeschlagene Türen? Siehst du deine Nachbarin nie ohne Begleitung ihres Partners aus dem Haus gehen? Macht das Kind deiner Nachbarn einen betrübten Eindruck?
Was kann man tatsächlich tun, wenn im Umfeld häusliche Gewalt stattfindet?
Nikola Furtenbach: Man sollte die Betroffenen ansprechen und ihnen zeigen, dass sie keineswegs allein sind und dass es Hilfe gibt. In einer ruhigen Minute, wenn man sie ohne den Partner trifft, kann man etwa fragen, ob daheim alles in Ordnung ist oder auch ganz klar ansprechen, dass man Schreie hört und sich Sorgen macht. Wichtig ist es immer, den Selbstschutz zu wahren und sich nicht in Gefahr zu bringen. Gegebenenfalls handelt man besser aus Distanz – etwa indem man die Polizei ruft, wenn es aus der Nachbarwohnung nach Streit und Gewalt klingt. Zivilcourage braucht keine Held:innentaten: Besser das tun, was man sich zutraut, als nichts.
Alle Infos zur Plakatkampagne, zum „Stricken gegen Gewalt“, zum Theaterstück „Die Zelle“ und zum ifs Gewaltpräventionsprojekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ allgemein gibt es online.
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