Eva King
Wird sich dafür einsetzen, dass im Land wieder eine Politik gemacht wird, die für die große Mehrheit ist: AK Direktorin Eva King. © Lukas Hämmerle
03.07.2023
Soziales

„Das Wohlstandsversprechen muss weiterhin gelten!“ – Antrittsinterview mit AK Direktorin Eva King

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Mit 1. Juli hat Eva King die Direktion der Arbeiterkammer Vorarlberg übernommen. Im Interview erklärt sie, welche Ziele sie für ihre Amtszeit hat und was die Mitglieder von ihr erwarten dürfen.

In diesem Beitrag:

Was können sich die AK Mitglieder von dir als Direktorin erwarten?

Eva King: Die AK vertritt die Interessen aller Vorarlberger und VorarlbergerInnen. Wir repräsentieren die Leistungsträger im Land, die Angestellten in den Betrieben, die Pflegerinnen in den Krankenhäusern, die Familien und Konsumenten und Pensionisten. Mir geht es persönlich besonders um sozialen Zusammenhalt. Das Wohlstandsversprechen muss weiterhin gelten. Dazu gehören Wohnen, Gesundheit, Bildung, Pensionen und ein guter Lebensstandard für alle. Ich werde mich dafür einsetzten, dass im Land wieder eine Politik gemacht wird, die für die große Mehrheit ist. Ich freue mich darauf, meine Arbeit in den Dienst der Menschen in Vorarlberg zu stellen und diese Herausforderung mit großem Elan und frischen Ideen anzugehen.

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Welche Themen sind dir dabei besonders wichtig? Wie schätzt du die aktuelle Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation ein und wo siehst du die Prioritäten?

Eva King: Das Ziel ist klar: Wir brauchen eine bessere Wirtschaftspolitik, die die Grundlagen für Wohlstand schafft. Das bedeutet vor allem mehr Investitionen in Bildung, gute Löhne am Standort, leistbaren Wohnraum, Preisstabilität und eine gute Gesundheitsversorgung für alle. Auch der Arbeitsmarkt ist angespannt: Der Bedarf an gut qualifizierten Fachkräften ist groß. Was fehlt ist das attraktive Angebot. Damit Arbeitnehmer bereit und in der Lage sind mehr zu arbeiten, müssen sie ein lebenswertes Gehalt, motivierende Arbeitsbedingungen und insgesamt bessere Rahmenbedingungen bekommen, dass schließt Kinderbetreuung, eine Work-Life-Balance und ernstzunehmende Investitionen in die eigene Entwicklung mit ein. Die Firmen – egal ob kleine oder große Arbeitgeber – haben längst verstanden, dass sie mit ihren Mitarbeitern auf Augenhöhe reden müssen und attraktivere Rahmenbedingungen bieten müssen, wenn sie Arbeitskräfte halten wollen.

Das Ziel ist klar: Wir brauchen eine bessere Wirtschaftspolitik, die die Grundlagen für Wohlstand schafft.

Eva King

AK Direktorin


Welche Herausforderungen siehst Du für den Weg zu einer arbeitnehmerfreundlicheren Politik?

Eva King: Die größte Herausforderung ist der Populismus, der Menschen ein X für ein U vormacht und ihnen einredet, eine Politik, die ihnen zum Nachteil gereicht, sei gut für sie. Wir brauchen deshalb den Fokus auf das Gemeinsame, nicht Identitätspolitik und Angstmache. Die Herausforderungen in der Politik sind in den letzten Jahrzehnten gewachsen, die Lösungskapazität ist aber eher geschrumpft. Viele Menschen sind deshalb von der Politik enttäuscht. Es geht darum schnell(er) zu reagieren und Zukunftsthemen proaktiv und gemeinsam anzugehen. Richtiges Handeln setzt moralische Vorstellungen, Sachkenntnis und Selbsterkenntnis voraus.


Du hast Bildung angesprochen, welche Veränderungen möchtest du dabei im Land sehen?

Eva King: Es geht darum, dem Einzelnen mehr Chancen zu bieten und alle Talente in Vorarlberg zu fördern. Das tut unser derzeitiges Bildungssystem leider nicht. Es gleicht in Vorarlberg vielmehr einem Flaschenhals: Nur wenige schaffen es durch das Nadelöhr des Schulsystems zu höheren Abschlüssen, die Versäumnisse sind im späteren Berufsleben nur schwer nachzuholen. Mit dem Ergebnis, dass die Menschen in Vorarlberg schlechtere Chancen haben und weniger verdienen als anderswo, dass aber auch für wichtige Zukunftsfelder die gut qualifizierten Fachkräfte fehlen. Auf den Punkt gebracht wollen wir: Erstens die Umsetzung der gemeinsamen Schule – damit endliche jedes Kind in Vorarlberg eine Chance auf gute Bildung und einen Abschluss hat. Zweitens die Stärkung des dualen Ausbildungsmodells, indem sich Unternehmen stärker in der Fachkräftequalifizierung über die Berufslaufbahn engagieren. Das bringt die besten Fachkräfte hervor und nutzt der Wirtschaft. Und drittens wollen wir eine Universität für Vorarlberg – denn ohne Forschung und Spitzenkräfte wird der Standort Vorarlberg international nicht anschlussfähig bleiben und wir werden die besten Köpfe ins Ausland verlieren.

Zuletzt hatte die Studie „Wem gehört das Land“, die die AK Vorarlberg in Auftrag gegeben hatte, ordentlich Zündstoff geliefert. Wie siehst du selbst die Boden- und Eigentumsverhältnisse im Land?

Eva King: Zehn Prozent der Vorarlberger besitzen 75 Prozent der Wohnbauflächen, während zwei Drittel der Bevölkerung kein Grund- oder Wohneigentum hat – das ist doch nicht akzeptabel! Diese Besitzverhältnisse sind nicht nur wenig gerecht, sie bergen auch massiv sozialen Sprengstoff. Dabei hätten das Land und die öffentliche Hand alle Mittel, um endlich mehr dringend nötigen leistbaren Wohnraum zu schaffen. Das würde auch die horrenden Preise drosseln.


Wie siehst du Vorarlberg bei den großen Zukunftsthemen aufgestellt?

Eva King: Eines der wichtigsten Anliegen ist mir, das wir die Transformation zum klimaneutralen Wirtschaftsstandort zügig hinzubekommen, so dass die Menschen ihr finanzielles Vermögen und Grundlagen dabei nicht verlieren. Weil ich das für wichtig halte, habe ich vor zehn Jahren Nachhaltige regionale Entwicklung studiert und mich in der AK eingesetzt, das wir unsere Co2-Emissionen reduzieren und eine freiwillige Co2-Abgabe für Nachhaltigkeitsprojekte leisten. Wir setzten uns seit Jahren für eine klare Regelung ein, die für Verursacher eine CO2-Abgabe vorsieht und auf der anderen Seite den schrittweisen ökologischen Umbau der Wirtschaft sozial verträglich gestaltet.  Die Gründung des Green Campus, einer Ausbildungsstätte für die grünen Fachkräfte von morgen, ist Teil dieser Anstrengungen. Auch bei anderen Themen muss Vorarlberg sich stärker europäisch und international orientieren: etwa bei der Sicherheitspolitik, der Inflationsbekämpfung und wirtschaftlichen Stabilität sowie in der Energiepolitik.

Was ist deine Vision für die AK Vorarlberg?

Eva King: Ich werde die Arbeit meiner Vorgänger fortsetzen. Denn ich glaube, dass eine starke Arbeiterkammer und eine arbeitnehmerfreundliche Politik dem Standort und der Vorarlberger Bevölkerung nutzt. Die AK werde ich indessen zu einem modernen Dienstleitungsbetrieb ausbauen, der für unsere Mitglieder, die Arbeitnehmer, Pensionisten, Konsumenten, Familien und ihre Kinder in Vorarlberg rund um die Uhr die beste Rechtsberatung und Services von Steuern bis Bildung bietet. Die Interessen unserer Mitglieder liegen mir am Herzen und ich wünsche mir ein gutes Leben für alle. Denn WIR sind Vorarlberg.


Ein Mann, der in die Kamera blickt


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