Drei durchsichtige Chipstüten in abnehmender Füllmenge von links nach rechts: Die linke Tüte ist fast vollständig mit Chips gefüllt, die mittlere etwa zur Hälfte, die rechte nur noch zu einem Viertel, wodurch die zunehmende Shrinkflation visualisiert wird.
Weniger für mehr: Die schleichende Teuerung durch Herstellertricks wie Shrinkflation und Skimpflation wird bei Chips besonders deutlich. © AdobeStock
30.12.2025
Konsum

Wenn weniger mehr kostet: So tricksen Hersteller bei Preis und Inhalt

Einkaufen,Freizeit,Gesellschaft,KW9,Konsum,Teuerung,Wissen

Hersteller verändern Inhalte, Preise bleiben gleich – oft unbemerkt für Konsument:innen. Wie Shrinkflation, Rezepturtricks und Lieferbeschränkungen den Einkauf verteuern.

Im Konsumalltag bekommt man es oft mit Veränderungen zu tun, die sich erst auf den zweiten Blick zu erkennen geben. Packungen, die schneller leer sind als bisher. Rezepturen, die sich verändert ­haben. Preise, die konstant wirken, obwohl tatsächlich weniger im Einkaufs­wagen landet. Diese Anpassungen sind kein Zufall. Sie folgen Strategien, die darauf abzielen, Kostensteigerungen so unauffällig wie möglich weiterzugeben.

Reduzierter Inhalt: Shrinkflation

Das bekannteste Beispiel dafür ist die sogenannte Shrinkflation: weniger Inhalt bei identischer Verpackung. Für Konsument:innen ist das häufig schwer nachvollziehbar, weil der äußere Eindruck unverändert bleibt. Ein typisches Beispiel zeigte sich 2023 bei Iglo: Das Unter­nehmen hatte den »Atlantik Lachs« von 250 auf 220 Gramm reduziert, während die Verpackung und der Preis gleich blieben. Solche Anpassungen sind nur mit sehr genauem Hinsehen zu erkennen. Und deshalb sind sie so wirksam. Shrinkflation lässt Preise steigen, während für Konsument:innen im Alltag scheinbar alles wie gewohnt bleibt.

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Veränderter Inhalt: Skimpflation

Neben reduzierten Mengen nutzen Hersteller eine zweite Strategie, um Preise unbemerkt zu steigern: Skimpflation. Hier bleibt die Füllmenge gleich, doch die Zusammensetzung wird verändert – ­zugunsten billigerer Zutaten. Diese Praxis ist noch schwerer zu erkennen, da sie sich hinter identischen Verpackungen und unveränderten Portionsangaben verbirgt. Besonders deutlich zeigte sich das 2024 bei Graninis »Trinkgenuss Orange«: Der Saftanteil wurde schlicht halbiert, obwohl Verpackung und Preis unverändert ­blieben. Für Konsument:innen war das kaum zu durchschauen, da die Adaption nicht ins Auge fiel. Skimpflation ist aus Sicht des Konsumenten­schutzes relevant, weil sie den tatsächlichen Wert eines Produktes reduziert, ohne dass ­dieser Wertverlust klar ­kommuniziert wird. Für die dreiste Täuschung wurde Granini von der Verbraucher­zentrale Hamburg »ausgezeichnet« – als ­»Mogelpackung des Jahres«.  

Strengere Regeln durch neues Gesetz

2025 erhielt die Diskussion über ver­deckte Preiserhöhungen einen ­besonderen Schub. Der Verein für ­Konsumenteninformation (VKI) ­»servierte« im Auftrag des Sozial­ministeriums den »Atlantik Lachs« von Iglo dem Oberlandesgericht Wien – sprich: reichte Klage ein. Das OLG Wien entschied, dass die reduzierte Füll­menge bei gleichbleibender Verpackung ­irreführend ist. Iglo hob die Füllmenge wieder an. Das Urteil zeigte, dass die bestehenden Regelungen zu schwach waren – und wird nun zum wichtigen Auslöser für eine kommende Verschärfung. Ab diesem Jahr sollen in Österreich irreführende Praktiken klarer erfasst und schärfer sanktioniert werden. Das »Anti-Mogelpackungs-Gesetz« erhielt im Dezember eine breite Mehrheit im Wirtschaftsausschuss des Parlaments. Im Frühjahr soll es im Plenum behandelt werden.

Strukturelle Nachteile beseitigen

Shrinkflation und Skimpflation sind nicht die einzigen Gründe, warum Konsument:innen in Österreich tiefer in die ­Tasche greifen. Viele Markenprodukte sind hierzulande generell teurer als in anderen EU-Staaten, besonders im Vergleich mit Deutschland. Ein wesentlicher Faktor sind territoriale Lieferbeschränkungen: Hersteller legen fest, welche Händler Produkte in welchem Land beziehen dürfen. Österreichische Handelsketten können dadurch nicht einfach in günstigeren Märkten einkaufen. Für einen Binnenmarkt, der freien Warenverkehr garantieren soll, ist das ein ­struktureller Widerspruch – mit konkreten Folgen für Konsument:innen, die in kleineren ­Märkten höhere Preise zahlen. Österreich setzt sich gemeinsam mit anderen EU-Staaten dafür ein, diese Beschränkungen zu verbieten, um Preisunterschiede nicht länger durch künstlich getrennte Liefermärkte zu verstärken

Shrinkflation und Skimpflation sind nicht allein

Konsumententäuschung ist auch:

  • wenn Produkte als ­umweltfreundlich stilisiert werden, obwohl die ­Wirkung kaum über Symbolik hinausgeht. Ein grünes Label ersetzt echte ­Nach­haltigkeit. 
  • wenn Verpackungen Regionalität beschwören, während die Zutaten aus globalen Lieferketten stammen. Heimatgefühle werden vermarktet, nicht die Herkunft. 
  • wenn Fashionbrands sich mit ­Labels wie »fair« oder »nachhaltig« ­schmücken, ohne Lieferketten wirklich transparent zu machen. Verkauft wird vor allem ein gutes Gewissen.

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