Gewaltpräventionsprojekt
Workaolics sind Personen, die zwanghaft arbeiten und unter einer Arbeitssucht, auch Workaholism genannt, leiden. © AK Vorarlberg
29.04.2024
Arbeit

Workaholism: Wenn Arbeit zur Sucht wird und die Gesundheit gefährdet

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Ist das noch Arbeit oder schon Sucht? Diese Frage sollten sich alle stellen, die übermäßig viel  Zeit, Energie und Kraft in den Beruf stecken – und damit vieles gefährden.

Schon mal von „Workaholism“ gehört? Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern für Arbeit, also „work“, und Alkoholsucht, „alcoholism“ zusammen und bedeutet zu Deutsch „arbeitssüchtig“.

Auch in Vorarlberg ist der Begriff „Workaholic“ schon lange kein Fremdwort mehr. „Schaffa, Schaffa, Hüsle baua“ steht für viele Vorarlberger:innen an erster Stelle. Doch was, wenn die Arbeit zur Sucht wird?

In diesem Beitrag:

Aussprache Workaholism


Bedeutung und Definition von Arbeitssucht

Als Workaholic wird eine Person bezeichnet, die zwanghaft arbeitet und ein starkes Bedürfnis verspürt, ständig arbeiten zu müssen. Sie investiert übermäßig viel Zeit, Energie und Kraft in den Beruf, wobei beispielsweise Gesundheit, Familie und Freizeit auf der Strecke bleiben. Workaholics können sich nur schwer entspannen oder abschalten, weil sie sich dauerhaft auf die Arbeit konzentrieren und den Fokus aufs Arbeiten legen. Somit vernachlässigen sie damit nicht nur ihre körperliche und psychische Gesundheit, sondern auch Beziehungen zu Freunden, Familie oder dem/der Partner:in.

Die Sucht nach Arbeit wird auch Workaholism genannt. Sie beschreibt eine Form der Verhaltenssucht, der ein zwanghaftes Verlangen nach Arbeit zu Grunde liegt. Beruf und Arbeit nehmen einen überproportional hohen Stellenwert im Leben ein, welcher weit über eine normale berufliche Anstrengung und Zielstrebigkeit hinausgeht. Wegbegleiter des Workaholism sind oftmals Stress, Erschöpfung, Beziehungsprobleme und andere negative Auswirkungen.

Symptome der Arbeitssucht

Die Arbeitssucht, auch bekannt als Workaholismus, ist ein Phänomen, das in der modernen Gesellschaft immer häufiger anzutreffen ist. Sie kann viele verschiedene Symptome aufweisen und sich auf vielfältige Weise manifestieren. Workaholismus betrifft nicht nur das individuelle Arbeitsverhalten, sondern kann auch Auswirkungen auf das persönliche Leben, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die körperliche sowie geistige Gesundheit haben.

Im Folgenden werden einige der häufigsten Symptome und Anzeichen von Arbeitssucht aufgezeigt:

  • Lange Arbeitszeiten: Oft wird weit über das normale Arbeitspensum hinaus gearbeitet. Der Arbeitsaufwand und die Arbeitszeit liegen dauernd deutlich über dem Durchschnitt. 
  • Fokus auf die Arbeit: Der Beruf dominiert gedanklich und das auch außerhalb der Arbeitszeit. Entspannung oder Abschalten ist nicht möglich, weil die Arbeitsthemen ständig im Kopf kreisen und der Fokus ausschließlich auf dem Arbeiten liegt. 
  • Vernachlässigung anderer Lebensbereiche: Familie, Freunde, Freizeit und Gesundheit werden oft vernachlässigt, weil die Energie, Zeit und Kraft ausschließlich in die Arbeit investiert wird. 
  • Keine Pausen: Urlaub und Pause sind Fremdwörter für Workaholics. Sie entwickeln Schuldgefühle und eine innere Unruhe, wenn sie nicht arbeiten. 
  • Gesundheitliche Probleme: Dauerhafter und übermäßiger Stress und (Arbeits-) Belastung können beispielsweise zu Schlafstörungen, Burnout, Angstzuständen oder Depressionen führen. 
  • Beziehungsschwierigkeiten: Konflikte in persönlichen Beziehungen werden durch eine Arbeitssucht oft gefördert. Betroffenen Personen haben wenig Zeit, Energie und Aufmerksamkeit, um Beziehungen zu Familie, Freunden oder Partner:innen zu pflegen und aufrecht zu erhalten. 
  • Streben nach Anerkennung: Neben dem Drang nach Arbeit verspüren Workaholics oft auch die Sucht nach Anerkennung und Bestätigung, welche sie wiederum noch stärker in die Arbeit vertiefen lässt. 

Aber Achtung: Nicht jede Person, die viel arbeitet, ist zwangsläufig ein Workaholic. Der Unterschied liegt oft in der Zwanghaftigkeit, den negativen Auswirkungen, dem Arbeitsdruck und dem ständigen Steben nach Anerkennung.

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Problembewusstsein für Arbeitssucht schaffen

Individuelle Faktoren, wie beispielsweise die Persönlichkeit eines Menschen, die Lebensumstände oder das soziale Umfeld, können das Problembewusstsein beeinflussen. Manche Arbeitssüchtige bemerken, dass ihr Arbeitsverhalten negative Auswirkungen hat und die Lebensqualität beeinträchtigt. Andere sind sich dessen weniger bewusst und leugnen sogar das zwanghafte Arbeiten.

Workaholics betrachten die Arbeit oft als ihre Lebensaufgabe und Erfüllung und ignorieren die negativen Folgen auf andere Lebensbereiche. Für Workaholics ist es allgemein schwer, das Problem der Sucht anzuerkennen. In manchen Arbeitskulturen wird Überarbeitung nämlich sogar belohnt. Oft tritt der Workaholism im Zusammenspiel mit anderen Suchterkrankungen (Rationalisierung, Abhängigkeit…) auf.

Entgegenwirken kann man der Arbeitssucht durch Selbstreflexion, Therapie oder Beratung und Rückmeldungen von anderen Personen. Die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen und Veränderungen zu akzeptieren, ist der erste Schritt in Richtung einer gesunden Balance zwischen Privat- und Arbeitsleben.


Hilfsangebote für Arbeitssüchtige

Es gibt verschiedene Hilfsangebote für Menschen, die unter Workaholism leiden und ihr Arbeitsverhalten ändern möchten. Die erste Anlaufstelle kann die AK Vorarlberg sein. Die Expert:innen in der Abteilung für Arbeit und Gesundheit bieten kostenlose und anonyme Beratungsgespräche an.

Darüber hinaus gibt es professionelle Therapeut:innen, die dabei helfen können, den Ursachen des Workaholism auf den Grund zu gehen. Selbsthilfegruppen bieten eine unterstützende Umgebung für den Austausch von Erfahrungen und die Selbstreflexion an und beleuchten die Herausforderungen des Workaholism. Coachings, die sich speziell auf die Work-Life-Balance konzentrieren, können ebenfalls dazu beitragen, gesündere Arbeitsgewohnheiten zu entwickeln.

Ein wichtiger Punkt ist die Unterstützung von Familie, Freunden oder anderen nahestehenden Personen. Eine offene Kommunikation, sowie deren Unterstützung und Verständnis, können für Betroffene besonders hilfreich sein. Wichtig zu betonen ist, dass die Behandlung von Workaholism individuell und den Bedürfnissen der betroffenen Person angepasst sein sollte, und verschiedene Ansätze wirksam sein können.

Selbsttest – bin ich arbeitssüchtig?

Ein Selbsttest kann dabei helfen, zu erkennen, ob das eigene Arbeitsverhalten möglicherweise problematisch ist und zu einer Arbeitssucht neigt. Hier sind elf Fragen, die man sich selbst stellen kann: 

  1. Arbeite ich regelmäßig über meine normalen Arbeitszeiten hinaus, ohne dass es wirklich notwendig ist? 
  2. Kann ich meine Gedanken auch außerhalb der Arbeitszeit nur schwer von der Arbeit lösen? 
  3. Beschäftige ich mich auch in meiner Freizeit ständig mit Arbeitsaufgaben?
  4. Vernachlässige ich andere Lebensbereiche wie Familie, Freunde, Hobbys oder meine Gesundheit aufgrund des Berufs?
  5. Fühle ich mich schuldig oder unruhig, wenn ich nicht arbeite, selbst wenn es angemessen oder notwendig wäre, eine Pause einzulegen?
  6. Habe ich körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Magenprobleme aufgrund von Stress und Überarbeitung?
  7. Habe ich Schwierigkeiten, mich zu erholen oder zu entspannen, selbst wenn ich nicht arbeite?
  8. Habe ich das Gefühl, dass mein Selbstwertgefühl stark von meiner Arbeit und beruflichen Erfolgen abhängt?
  9. Habe ich wiederholt Feedback von anderen erhalten, dass ich zu viel arbeite oder dass meine Arbeit meine Lebensqualität beeinträchtigt?
  10. Habe ich Probleme, klare Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben zu ziehen?
  11. Habe ich das Gefühl, dass meine Arbeit mich kontrolliert, anstatt ich die Kontrolle über meine Arbeit habe?


Wenn die Antwort auf einige dieser Fragen „Ja“ lautet, könnte es ratsam sein, das eigene Arbeitsverhalten genauer zu beobachten und möglicherweise Hilfe oder Unterstützung in Betracht zu ziehen, um eine gesündere Balance zwischen Arbeit und anderen Lebensbereichen zu finden.


Betroffen?

Die Expert:innen für Arbeit und Gesundheit der AK Vorarlberg stehen allen Mitgliedern gerne kostenlos für Beratungen zur Verfügung.

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