Am Arbeitsplatz fühlen wir uns unbeobachtet. Aber sind wir das auch? Kommt ganz darauf an!
Am Arbeitsplatz fühlen wir uns unbeobachtet. Aber sind wir das auch? Kommt ganz darauf an! © Gorodenkoff, Adobe Stock
17. Oktober 2021
Arbeit

Überwachung am Arbeitsplatz? Leider keine Seltenheit...

Arbeit,Kommentar,Schaffarei

Die Firma H&M wurde im letzten Jahr zu einer schmerzhaften Strafe verurteilt, nachdem sie Mitarbeiter:innen systematisch ausspioniert hatte. Die Aufzeichnungen über einzelne Mitarbeiter:innen reichten von Blasenschwäche bis zur Krebserkrankung! Dieser Fall ist leider keine Einzelerscheinung.

Ein Kommentar von Eva King, Leiterin der AK-Grundlagenarbeit

Nicht erst seit Corona zeichnen Firmen im Namen von Produktivität und Sicherheit eine Unmenge Daten über ihre Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz auf. 2020 wurde deutlich mehr Überwachungs-Software gekauft als in den Jahren vor Corona.

Damit kann das Unternehmen personenbezogene Daten, Familienstand, Karriereverlauf oder den Gesundheitszustand der Mitarbeiter:innen dokumentieren. Sensor- und Logdaten können die Tätigkeiten der Mitarbeiter:innen minutiös aufzeichnen. Zu jeder Minute kann rekonstruiert werden, ob sie die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit und Reihenfolge und mit zufriedenstellendem Ergebnis durchgeführt haben.

Auch die Kommunikationsdaten der Mitarbeiter:innen werden mit derartigen Programmen systematisch gespeichert. Ziel dieser Datensammlung ist das Herausfiltern von Fehlern und Verhaltensweisen der Mitarbeiter:innen. Damit können angebliche Low Performer herausgefiltert werden.

Manche Systeme gehen noch weiter und machen Empfehlungen, wer besser versetzt, gekündigt oder befördert werden soll. Ergänzend dazu gibt es Systemen zur Steuerung und Kontrolle von Arbeitstätigkeiten – angefangen bei ERP-Systemen über CRM & PM-Systeme, Routenplanung und Fuhrparkmanagement, Maschinen- und Betriebsdatenerfassung, Call-Center, Wartungs- und Pflege-Apps.

Deren Daten können wiederum in die Systeme zur Personalverwaltung eingespielt werden, die für die Verwaltung von Anreizsystemen, Verhaltensanalysen, Personalentwicklung und Mitarbeiter:innen-Beurteilung verwendet werden.

Hinzu kommen noch Verwaltungsunterstützungssysteme welche im Namen von Sicherheit und Compliance eine Vielzahl von Daten, von der Zutrittskontrolle bis zur Gesundheit sammeln. Das Gesamtergebnis ist eine lückenlose Aufzeichnung aller persönlichen und aktivitätsbezogenen Daten der Mitarbeiter:innen im Betrieb. Den Nutzen daraus ziehen natürlich nicht die betroffenen Arbeitnehmer:innen.

Vor wenigen Wochen haben sich hierzu 30 Wissenschaftler:innen in der Schaffarei der AK zu einem Fachkongress zu diesem brisanten Thema getroffen. Ihre Erkenntnis: es mangelt an einer umfassenden Aufklärung und öffentlichem Diskurs. Denn oft wissen weder Arbeitgeber:innen noch Arbeitnehmer:innen, welche Daten die Softwaresysteme eigentlich genau aufzeichnen.

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