Krankenschwester Anni Raid
© Hanno Machowitz
31.10.2022

Schaffarei thematisiert die Pflege im Wandel der Zeit

Museum des Wandels porträtiert das lange Arbeitsleben der Krankenschwester Anni Raid (90).

In Österreich herrscht Pflegenotstand. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, steht die Pflege vom 10. November bis 10. Dezember im Mittelpunkt der dritten Ausstellung im Museum des Wandels. Anhand zweier Objekte und eines Video-Interviews porträtiert die Schaffarei im Foyer der AK Vorarlberg in Feldkirch Anni Raid. Als eine Allergie ihren hart erarbeiteten Traumberuf als Krankenschwester bedroht, muss sie sich neu orientieren und baut am Krankenhaus in Bregenz die Remobilisierung von Herzinfarktpatientinnen und Herzinfarktpatienten mit auf. Heute ist Anni Raid 90 Jahre alt und leitet noch immer eine Herz-Turngruppe. Ihre Arbeitsbiografie zeigt, wie sich ihr Tätigkeitsfeld im Laufe der Zeit verändert hat. Sie zeigt auch, wie wichtig es ist, offen für Neues zu sein und bis ins hohe Alter aktiv zu bleiben.

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Anni Raid wird 1932 als fünftes von acht Kindern in Krumbach geboren. Schon mit 14 Jahren weiß sie, einmal in der Pflege arbeiten zu wollen. Doch der Weg dorthin ist schwer. Erst 1963 beginnt sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester an der Krankenpflegeschule in Innsbruck – in Vorarlberg gibt es zu dieser Zeit noch keine.

Im Oktober 1966 tritt sie ihren ersten Dienst auf der Internen Abteilung am Krankenhaus in Bregenz an. Was sie dort erwartet, ist ein Realitätsschock. In der veralteten und viel zu kleinen Einrichtung können sie und ihre frisch diplomierten Kolleginnen vieles nicht so ausüben, wie sie es in ihrer Ausbildung gelernt haben.

Am schlimmsten ist für Anni Raid der Umgang mit den hochexplosiven Sauerstoffflaschen: „Die musste Josef, der einzige Krankenpfleger, der auch die Kranken in den Betten von einem Ort an den anderen schieben musste, ans Bett binden. Oft, wenn wir das Bett verschoben haben, hing dann die Flasche schräg am Bett – das war eine gefährliche Sache…“

Erst mit dem Umzug in das neue Spital in Bregenz im Jahr 1974 werden die Arbeitsbedingungen besser – und damit auch die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Sauerstoff gibt es ab diesem Zeitpunkt in jedem Zimmer. „Banale Dinge, die uns heute nicht mehr auffallen, waren ein Riesenschritt für die Pflegerinnen und Pfleger von damals. Der Wandauslass für Sauerstoff hat ihnen die Arbeit extrem erleichtert und eine große Angst genommen“, erklärt Kuratorin Dr. Michaela Feurstein-Prasser.

Die Freude über das besser ausgestattete, neue Krankenhaus hält nur einige Jahre. Ein Desinfektionsmittel, mit welchem die Schwestern täglich reinigen müssen, löst bei Anni Raid eine Allergie aus. Ihre geliebte Arbeit in der Pflege kann sie nicht mehr ausüben. Dafür ergibt sich eine neue Chance: Anni Raid orientiert sich neu und startet in Bregenz die Remobilisierung von Herzinfarktpatienten. Selbst die Pension kann sie 1987 nicht davon abhalten, weiter mit Herzpatienten zu arbeiten. Heute gibt es in Bregenz acht Herz-Turngruppen. Eine davon leitet Anni Raid seit fast 35 Jahren. Wenn es nach der 90-Jährigen geht, noch lange.

Über das Museum des Wandels

In den letzten 150 Jahren hat sich die Arbeitswelt stark verändert. Unser Arbeitsalltag ist wesentlich schneller geworden, technische Errungenschaften haben viele Arbeitsschritte erleichtert, jedoch auch zahlreiche Berufe überflüssig gemacht. Das Museum des Wandels der Schaffarei zeigt, wie sich diese Veränderungen auf einzelne Menschen ausgewirkt haben. Zweimal im Jahr porträtiert es anhand zweier Objekte und eines Video-Interviews ein individuelles Arbeitsleben. Mit der Zeit werden diese Geschichten ein digitales Museum des Wandels bilden.

Die Kuratorin: Dr. Michaela Feurstein-Prasser

ichaela Feurstein-Prasser lebt und arbeitet in Wien. Sie hat Romanistik und Geschichte studiert und über französische Besatzungspolitik in Österreich nach 1945 promoviert. Seit 2011 ist sie freie Kuratorin und Kulturvermittlerin. Feurstein-Prasser war auch die Kuratorin der ersten beiden Ausstellungen im Museum des Wandels.

Über die Schaffarei

Die Schaffarei in Feldkirch ist ein Projekt der AK Vorarlberg. Sie ist ein Treffpunkt für alle, die sich mit der Arbeitskultur von gestern, heute und morgen auseinandersetzen wollen. In Events, Konzerten, Vorträgen und Diskussionen sowie Aus- und Weiterbildungsangeboten bietet die Schaffarei Raum, Zeit und Formate zum Austausch, für persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Betrachtungen zum Thema Arbeit.

Museum des Wandels

Ein Projekt der Schaffarei – Haus für Arbeitskultur

Ausstellung
Krankenschwester Anni Raid – ein Leben für die Herzgesundheit
10.11.–10.12.2022
Mo bis Fr, 9–18 Uhr
Foyer der AK Vorarlberg, Feldkirch

Vernissage
10.11.2022, 19 Uhr
Mit Kuratorin Michaela Feurstein-Prasser und Krankenschwester Anni Raid.

Kuratierung: Michaela Feurstein-Prasser
Fotografie: Hanno Mackowitz
Film & Schnitt: Stefan Krösbacher

Kontakt

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