04.12.2020

Arbeitslosigkeit öffnet immer öfter Tür zur Armut!

AK, Caritas und ifs: Höheres Arbeitslosengeld und dichteres Auffangnetz

Die aktuellsten Arbeitslosenzahlen verheißen nichts Gutes: 14.272 Menschen waren zuletzt ohne Arbeit, 3.800 mehr als vor einem Jahr. Und die Arbeitslosigkeit führt – oft unverschuldet – immer öfter schnurstracks in die Armut. „Jede einzelne Person steht für ein menschliches Schicksal, einen jäh unterbrochenen beruflichen Werdegang. Es geht um zerplatzte Träume und vage Hoffnungen, aber auch um betroffene Ehepartner, Kinder und Menschen in Abhängigkeit“, betont AK-Präsident Hubert Hämmerle. Deshalb fordern AK, Caritas und das Institut für Sozialdienste (ifs) eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Gleichzeitig soll ein engmaschiges Netz geknüpft werden, damit durch Jobverlust verursachte Not wirksam bekämpft werden kann. 

Alle drei Organisationen werden in der Corona-Krise mehr denn je mit den Folgen der Arbeitslosigkeit konfrontiert. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kämpfen mit den Experten der AK um ihre Rechte. Menschen, die kurz vor der Delogierung stehen oder bereits obdachlos geworden sind, viele, die am Rande der psychischen Erschöpfung stehen, werden von Caritas oder ifs aufgefangen. 

Alle drei Organisationen stehen auch dafür, dass Arbeit weder ein Privileg noch eine Gunst ist. Arbeit ist vielmehr ein Menschenrecht.  

Um die Arbeitslosigkeit so kurz und erträglich wie möglich zu halten, werden die Beratungsdienste von AK, Caritas und ifs künftig noch enger zusammenarbeiten. „Wir verweisen untereinander auf die jeweiligen Partnerorganisationen, wenn deren Hilfe dem Klienten nützlich ist“, erklärt der AK-Präsident. „Wir brauchen jetzt die Solidarität aller für jene, die mit ihrer Arbeit auch ihre Lebensgrundlage verloren haben. Einmalige Zuwendungen genügen nicht. Es braucht hier weiterreichende Lösungen“, ist Caritas-Direktor Walter Schmolly überzeugt. Und ifs-Geschäftsführerin Martina Gasser ergänzt: „Wir können zwar keine Jobs aus dem Boden stampfen, aber wir lindern wenigstens die Folgen der Arbeitsmarktmisere.“

AK Vorarlberg: Arbeitslosengeld muss höher werden

Neben der arbeits- und sozialrechtlichen Beratung, dem Härtefonds, Kleinkrediten und dem AK-Wohnkostenzuschuss steht für die AK Vorarlberg eine Maßnahme klar im Mittelpunkt: „Wir fordern die Erhöhung der Nettoersatzrate in der Arbeitslosenversicherung von derzeit 55 auf 70 Prozent für die ersten drei Monate, anschließend eine schrittweise Absenkung auf 60 Prozent“, sagt Hämmerle. Nicht nur sozial, sondern auch ökonomisch würde diese Maßnahme Sinn machen. „Sie bewahrt einerseits Menschen vor dem wirtschaftlichen Totalabsturz, andererseits steigert sie die Kaufkraft und schwächt so den gesamtwirtschaftlichen Einbruch ab“, so der AK-Präsident. Die Ergebnisse der aktuellen Online-Umfrage der AK untermauern das – sie zeichnen ein düsteres Bild von finanziellen Nöten und psychischer Belastung. 

Caritas: Nicht auf die Jungen vergessen!

Corona trifft jede und jeden in irgendeiner Form, aber es trifft Menschen mit weniger Ressourcen härter. „Auf die Pandemie gibt es deshalb genau eine Antwort – ein starkes Miteinander in unserer Gesellschaft“, weiß Caritas-Direktor Walter Schmolly. Und die engere Zusammenarbeit von AK, Caritas und ifs sei genau ein Zeichen dieses jetzt geforderten Miteinanders. Das Einfallstor für viele Problemlagen sei der Verlust des Arbeitsplatzes. Neben dem Einkommen vermittle Arbeit uns Menschen Sinn, eine Tagesstruktur, die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, Anerkennung, Beziehungen, Gestaltungsspielraum und Sicherheit. Schmolly befürchtet, dass viele der durch Arbeitslosigkeit bedingten Problemlagen erst dann in aller Schärfe zutage treten, wenn wir die Gesundheitskrise bereits überwunden haben, das Ersparte aber verbraucht ist und die diversen Stundungen und Unterstützungen auslaufen. Diese Probleme gelte es möglichst früh abzufangen, damit sie sich nicht wie ein Berg vor den Bettoffenen aufbauen.

Besonders schwierig sei die Corona-Situation derzeit für jene Jugendlichen, die sich schwertun, nach der Schule in die Erwerbsarbeit einzusteigen. „Wir sehen das auch in unserem Projekt startbahn in Feldkirch und Bludenz an der steigenden Nachfrage. Jugendliche, die jetzt in diesem Übergang stecken bleiben, verlieren elementare Chancen für ihren weiteren Lebensweg“, so Schmolly. Deshalb müsse man jetzt auch die Plätze in den Jugendbeschäftigungsprojekten an den gestiegenen Bedarf anpassen.

ifs: Falscher Zeitpunkt für Einsparungen

Ohne Einkommen können Miete, Fixkosten und Raten für Kredite nicht mehr bezahlt werden, weshalb oft der Verlust der Wohnung droht. „In unserem Beratungsalltag zeigen sich die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit vor allem in der Schuldenberatung und der Delogierungsprävention deutlich“, berichtet ifs-Geschäftsführerin Martina Gasser. Menschen suchen aber auch vermehrt in Trennungs- und Scheidungssituationen Hilfe, Streitereien rund um das Thema Geld führe vermehrt auch zu Gewalt. Der Verlust des Arbeitsplatzes gehe mit grundlegenden Existenzängsten und psychischen Belastungen einher. „Deshalb ist es in der Krise von besonderer Bedeutung, neben existenzsichernden Unterstützungen auch psychosoziale Beratung und Hilfe zu bieten“, so Gasser. Jedenfalls sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um im Sozialbereich einzusparen. Ziel müsse es sein, Betroffene dahingehend zu unterstützen, ihr Leben wieder aus eigener Kraft zu meisten. Präventive und frühzeitige Hilfe könne eine Menge Leid und auch Folgekosten verhindern. 

Das Video der Pressekonferenz steht Ihnen hier zur Verfügung: 


bzw. kann auch direkt über unseren YouTube-Kanal abgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=7SBv0Ub5cwo&feature=youtu.be

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